Loferl: Wie Sie Männerwaden wärmen und in Szene setzen
Dass zu einer traditionellen bayrischen Tracht auch die passenden Haferlschuhe und keine weißen Turnschuhe gehören, sollten auch die Männer wissen, die zum ersten Mal in eine Lederhose schlüpfen. Fortgeschrittene Trachtenträger kennen sich nicht nur mit dem passenden Schuhwerk, sondern darüber hinaus mit passenden Accessoires zur Lederhose aus – wie etwa den Loferl.
Beim Tragen der traditionellen Wadenwärmer gilt es, einige Grundsätze zu beachten. Denn ein paar Zentimeter können darüber entscheiden, ob der Mann als regelmäßiger Trachtenträger oder einmaliger Volksfestbesucher erkannt wird.
Loferl: Woher stammt der Begriff?
Genau lässt sich der Ursprung des Begriffs „Loferl“ nicht verorten. In bayerischen Wörterbüchern aus dem 19. Jahrhundert wird das Wort „Lof“ oder „Loft“ mit Baumrinde oder Nussschale übersetzt. Aus dieser Bedeutung könnte sich auch das Wort „Loferl“ entwickelt haben. Der Gedanke liegt nahe, da die Wadenstrümpfe auf der Mitte der Wade der Rinde um einen Baumstamm ähneln.
Jedoch könnte der Begriff auch von dem Wort „laufen“ abstammen. Denn im Westen Oberbayern, wo die Strümpfe besonders häufig getragen werden, klingt die Aussprache von „laufen“ mehr nach „loffen“. Nicht nur die Abstammung, sondern auch die heutige Verwendung des Begriffs „Loferl“ hängt stark von der Region ab. Während Trachtenfans in anderen Teilen Bayerns die Strümpfe auch „Stutz“ oder „Beinhösl“ nennen, ist in Oberbayern das Wort „Loferl“ für die Wadenwärmer am geläufigsten.
Wie trägt man Loferl zur Tracht?
Stark wie einen Baumstamm sollen die Loferl das Männerbein wirken lassen. Aus diesem Grund werden die Strümpfe an der breitesten Stelle der Wade, etwa eine Hand breit unter dem Knie, getragen. Neben dem Knie sollten auch zum Knöchel ein paar Zentimeter Abstand eingehalten werden. Auf keinen Fall sollten die Loferl direkt an die Socken anschließen, denn traditionell werden die Wadenstrümpfe ohne Socken getragen.
Wie kombiniert man Socken zu Loferl?
Mittlerweile werden die Loferl häufig in Kombination mit Füßlingen verkauft. Denn ganz ohne Socken kann es in Haferschuhen kalt oder unbequem werden. Entscheidet sich der Lederhosenträger für Füßlinge, sollten diese so wenig wie möglich zu sehen sein und bestenfalls im Schuh versteckt werden. Loferl bestechen durch ihre Einfachheit. Daher sollten die Wadenstrümpfe auch nur glatt über das Bein gezogen werden. Loferl umzukrempeln, aufzurollen oder in Falten zu legen schickt sich nicht.
Wann werden Loferl getragen?
Nicht nur Hartgesottene, die das ganze Jahr über Lederhose tragen, sondern auch Wiesn-Besucher, die es Anfang Oktober friert, freuen sich heute noch über die Erfindung der Loferl. Die Wadenstrümpfe tragen zur Wärme an den Beinen und somit der Gemütlichkeit in der Tracht bei. Noch wichtiger für die Körpertemperatur waren die Loferl allerdings in vorherigen Jahrhunderten, als Schuhe noch ein Luxusgut waren. Da sich damals nicht jeder Schuhe leisten konnte oder sie nicht jeden Tag trug, um sie zu schonen, waren die Loferl eine günstige Möglichkeit auch ohne Leder die Beine zu wärmen. Lediglich ein breites Band aus Wolle musste gestrickt werden.
Heutzutage steht nicht immer die Funktion der Loferl im Vordergrund. Der modebewusste Träger kann seinem Trachtenoutfit mit einem Wadenwärmer das gewisse etwas verleihen. Feine Loferl passend zu einem schicken Trachtenhut machen den Look für beispielsweise eine Trachtenhochzeit perfekt.
Religion: Wie Loferl vor bösen Blicken schützen
Früher waren die Wadenstrümpfe deutlich länger und bedeckten das komplette Bein vom Knie bis zum Knöchel. Die langen Loferl dienten nicht nur der Bequemlichkeit. Denn nackte Haut wurde zu damaligen Zeiten auch an Männerbeinen getadelt – vor allem bei religiösen Anlässen wie dem sonntäglichen Kirchgang. Zu Beginn wurden Loferl aus naturweißer Schafswolle gesponnen. Besonders weich sollten die Wadenstrümpfe für Frauen sein. Daher verwendete man für Damen-Loferl bevorzugt besonders feine Schafswolle.
Trend: Welche Farben Loferl haben
Heutzutage sind Loferl vor allem an Trachtlern im Alpenraum sowie im Voralpengebiet zu sehen. Doch auch in anderen Regionen wird das traditionelle Accessoire im Zuge wachsender Beliebtheit von Lederhose und Dirndl wieder populärer. Wie auch mit anderen Kleidungsstücken, die von modebewussten Trägern entdeckt werden, steigt die Nachfrage nach immer neuen Loferl-Varianten. Trotz der Weiterentwicklung des Beinkleids blieben die Farben, wie auch bei den Lederhosen, über die Jahre ähnlich. Natürliche Töne wie Grau, Grün, Braun und Beige sind am häufigsten zu sehen. Vor allem die klassische Variante aus grauer Wolle mit waldgrünem Saum oder Mustern ist nach wie vor beliebt. Diese Farbkombination war typisch für die Gebirgstracht.
Mode: Welche Varianten von Loferln es gibt
Neben den traditionellen Varianten werden auch karierte oder melierte Modelle angeboten. Aufwendig in der Herstellung sind Loferl mit komplexen Lochmustern oder Stickereien. Dass sich Loferl immer mehr der Mode anpassen, zeigen die vielen schmalen Varianten. Sie sollen die Waden eher zieren als wärmen. Dennoch wollen die meisten Lederhosenträger auf den Luxus von Socken in den Haferlschuhen nicht verzichten – traditionelle Verfechter der Tracht hingegen tragen Loferl ausschließlich ohne Socken, gerne auch barfuß auf der Alm.