Die Geschichte der bayerischen Tracht und ihre Besonderheiten

Die Geschichte der bayerischen Tracht und ihre Besonderheiten

In kaum einem anderen Bundesland werden Brauchtum und Tradition so gepflegt wie in Bayern. Besonders eindrucksvoll zeigt sich dies zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Damals wollte König Maximilian II. die ländliche Kleidung fördern und bestimmte dies sogar per Erlass. So versuchten die Wittelsbacher das bayerische Nationalgefühl zu stärken. Demnach erfand die Adelsfamilie ein Nationalgewand, das zum Symbol für Bayern wurde.

Dirndl und Lederhose als Zeichen für bayerische Identität

Nachdem Bayern 1805 zum Königreich ernannt wurde, wollte also die herrschende Adelsfamilie der Wittelsbacher eine gemeinsame Identität kreieren – dieses Gemeinschaftsgefühl sollte Franken, Schwaben, Pfälzer und Bayern vereinen. Erreichen wollten die Wittelsbacher das mit einer ausgeklügelten Strategie: Sie ließen vielfältige Zeichnungen vom Leben auf dem Land anfertigen, auf denen die Menschen Tracht trugen. Die Bauern und Arbeiter auf dem Land hatten zu dieser Zeit allerdings weder Dirndl noch Lederhose an. Vielmehr passten sie ihre Festgewänder der Mode in der Stadt an.

Die bayerische Tracht in der Vorstellung des Bürgertums

Auf den von den Wittelsbachern verbreiteten Zeichnungen waren Bauern in Lederhosen zu sehen, obwohl diese nur zur Jagd getragen wurden. Die Frauen auf dem Land wurden in Dirndln aus edlem Stoff, der mit Farben und Mustern verziert war, gezeichnet. Tatsächlich trugen die Bäuerinnen und Mägde Anfang des 19. Jahrhunderts eher einfache, aus grobem Stoff genähte Arbeitskleider. Die Darstellung der Landbevölkerung in Tracht erzielte die gewünschte Wirkung: besonders das Bildungsbürgertum war angetan von der romantischen Darstellung des Landlebens. Noch immer werden Dirndl und Lederhosen mit Heimat und bayerischer Tradition verbunden.

Das Dirndl als schickes Sommerkleid

Hartnäckig hält sich außerdem die Erzählung, dass das Dirndl einst die Arbeitskleidung von Mägden und Dienstmädchen gewesen sei. Tatsächlich war jedoch schon vor 200 Jahren das Dirndl ein Kleidungsstück für die Freizeit. So trugen wohlhabende Frauen aus der Stadt das Dirndl als modisches Sommerkleid, etwa bei einem Landurlaub oder Ausflug. Während ihrem Landurlaub ließen sich die modebewussten Städterinnen von den dortigen Schneiderinnen die Sommerkleider anfertigen, die wie die veredelte Version der Mägdekleider aussahen.

Der Ursprung des Begriffs „Dirndl“

So etabliert sich auch der Begriff „Dirndl“. Das Wort „Dirn“ war damals eine geläufige Bezeichnung für eine bayerische Magd – „Dirndl“ war die Verkleinerungsform des Wortes. Somit wurde aus der von Stadtbewohner romantisierten Vorstellung einer Magd ein Begriff geprägt, der bis heute verwendet wird – das Dirndl.

Schnitt und Farbe des traditionellen Dirndls

Der grundlegende Schnitt des in Bayern typischen Dirndls blieb über die Jahrhunderte gleich. Das Oberteil des Kleids, das sogenannte Mieder, liegt eng am Körper an, der Ausschnitt ist großzügig und der Rock weit. Angetan von den hübschen Kleidern der Adeligen, schneiderten sich auch Mägde Kleider nach einem ähnlichen Prinzip aus einfacheren Stoffen. Diese trugen die Dienstmädchen gerne an Sonntagen. Die Städterinnen sah man vor allem im Sommer auf dem Land im Dirndl. Zurück in der Stadt folgten sie wieder der damals populären Mode.

Auch wenn sich die bayerische Tracht von Region zu Region leicht unterscheidet – in vielen Gegenden trägt man traditionell eine weiße Dirndlbluse unter dem Dirndl, eine Kropfkette um den Hals sowie schwarze oder braune Lederschuhe. Auch die typische Schürze darf nicht fehlen. Meist endet sie ein paar Finger breit über dem Saum des Rocks. Zwar trugen auch früher schon die feinen Städterinnen Schürzen und Kleider aus edlen Stoffen wie etwa Seide, jedoch sind Ausführungen mit Pailletten oder in grellen Farben ein Trend der letzten Jahre. Ein traditionelles bayerisches Dirndl ist an seinen zurückhaltenden und dennoch fröhlichen Farben zu erkennen: So etwa das himmelblaue Dirndl-Modell „Marlene“ der Marke Wallnigg oder das dunkelrote Dirndl „Sue“ von Amsel.

Die Lederhose als Jägergewand

Obwohl um 1850 die bayerische Tracht für betuchte Männer und Frauen ein gängiges Gewand war, gibt es nur kaum Aufzeichnungen von Prinzessinnen im Dirndl. Anders bei männlichen Adeligen: Noch heute finden sich viele Fotos von den Männern aus dem Haus der Wittelsbacher, die Lederhosen tragen. Gerne ließen sich die Adeligen bei der Jagd ablichten. Schließlich war die Jagd damals meist den Herrschaften aus dem Adelsstand vorbehalten. Somit galt auch die Lederhose als exklusives und teures Kleidungsstück für herrschaftlicher Jäger.

Hut und Jacke gehören zur Lederhose

Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte neben der Lederhose auch ein Hut und eine Lodenjacke zum Jägergewand der Adeligen. Im folgenden Jahrhundert veränderte sich die bayerische Tracht für Männer an einigen Stellen. Viele Besonderheiten bleiben jedoch bis heute erhalten und sind an authentischer Tracht zu sehen. Dazu gehört etwa der Gamsbart am Trachtenhut. Dieser besteht aus einem unten zusammengebundenen Büschel aus echten, dunklen Gamsbockhaaren. Der edle Hutschmuck kann auch mehrere hundert Euro kosten.

Wie bei der Tracht für Frauen, gibt es auch bei der Männer-Tracht regionale Unterschiede. Für einen traditionsbewussten Trachtenträger gehören eine graue Strickjacke sowie Kniestrümpfe oder Wadenwärmer aus Wolle zur Lederhose dazu. Dazu kombiniert werden ein weißes Leinenhemd und Haferlschuhe aus Leder mit seitlicher Schnürung. Neben dem Filzhut mit Gamsbart kommt oft noch eine Weste zum Outfit hinzu. Eine authentische bayerische Lederhose zeichnet besonders ihre aufwendige Bestickung aus. Die Stickereien können sich zum Beispiel in Grün vom braunen Leder abheben, wie bei dem Modell „Hansi“ von Weinbauer Tracht. Die Marke bietet auch die traditionelle beige Stickerei mit dem Modell „Donau“ an.

Dirndl und Lederhosen in der internationalen Wahrnehmung

Im Laufe der Jahre wurden Dirndl und Lederhosen immer beliebter. Die Industrialisierung ebnete dem Trachten-Trend den Weg, da die schicke Kleidung in Massen produziert werden konnte. Im 20. Jahrhundert etablierte sich die bayerische Tracht immer weiter als Symbol für Traditionsbewusstsein und Heimat. So etwa in den Heimatfilmen der Fünfziger-Jahre.

Auch Veranstaltungen wie die Olympischen Spiele in München 1972 trugen dazu bei, dass die Tracht von einem Symbol für Bayern auch zu einem Symbol für Deutschland wurde. International gelten Dirndl und Lederhosen als typische Traditions-Kleidung der Deutschen. Tatsächlich wird die Tracht vor allem in Süddeutschland zu festlichen Anlässen getragen – immer öfter planen Paare in Bayern, Baden-Württemberg und Österreich auch ihre Hochzeit in Tracht.

Tracht auf bayerischen Volksfesten

Doch nicht nur die Menschen, die im Süden des Landes aufwachsen interessieren sich für die bayerische Tracht. Auch viele Zugereiste und Besucher freuen sich über ihr Dirndl oder ihre Lederhose im Schrank. Die Unterschiede sind dabei groß: vom Mini-Dirndl aus Polyester bis hin zum traditionellen Gewand sieht man die verschiedensten Outfits auf den bayerischen Volksfesten und Familienfeiern. Mit Bewusstsein für Tradition als auch für aktuelle Trends wählt myTrachtenOutlet seine hochwertige Trachten-Mode aus.


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